Beratung für Patchwork- und Stief-Familien
Schon immer gab es „meine, deine, unsere Kinder“, also „Multioptionsfamilien“. Heute meist aus emotionalen Gründen wie Scheidungen sowie dem Modell der Lebensabschnitts-Partnerschaften.
Ca. 50 Prozent aller Ehen werden in Deutschland bereits innerhalb der ersten sieben Jahre geschieden; an jedem Werktag werden 400 Kinder zu Scheidungshalbwaisen oder haben künstliche, leibliche, juristische, langjährige oder sogar ungezählte kurzfristige „Elternteile“. Man schätzt, dass drei von zehn Kindern bis zum 18. Lebensjahr eine Patchwork-Situation erleben.
Verlieben sich Erwachsene und wollen zusammenziehen, werden die jeweiligen Kinder mit Fremden konfrontiert, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Und umgekehrt. Abhängig von ihrem Alter kämpfen die meisten Kinder „wie die kleinen Löwen“ um den Erhalt ihrer Ursprungsfamilie – denn das gehört zu ihrem „genetischen Programm“. Und kämpfen nicht selten gegen den neuen Partner/in, projizieren die Wut über das sie „verlassene“ Elternteil auf den/die Neue und werden zu familiären „Saboteuren“. Eine oftmals schwierige Situation für alle Beteiligten. – Sind noch sogenannte „Stiefgeschwister“ im Spiel, erhöhen sich die Konfliktlagen beträchtlich.
Beim Zusammenziehen geht es um „Heimvorteile“ in den Wohnungen, um Rivalitäten, um die Absprache, wer wen wann und in wiefern erziehen darf oder nicht, um gemeinsame oder divergierende Familienregeln, Werte und Haushaltsmithilfen sowie die Fragen, wer was zahlen muss und kann.
Als Pädagogin und Therapeutin versuche ich in diesem Chaos und bei den sich meist einstellenden Kränkungen und Desillusionierungen die Hoffnung auf Gelingen hochzuhalten, die Realität immer wieder (streng) zu befragen, aus schlechtem Gewissen entstehende Verwöhnungen zu hinterfragen, alle Wünsche aller Beteiligten in kompromisshaften Einklang zu bekommen und Konflikte problemlösend zu bearbeiten. Oft helfen nur gemeinsam in einer „Familienkonferenz“ erarbeitete schriftliche „Leitlinien“. Dies sollte mit den Eltern und allen Kindern stattfinden. Das Ziel ist nicht „wir lieben uns alle“, sondern ein respektvoller Umgang.
Wichtig ist mir auch, dass das Paar sich ab und an kinderfrei und der leibliche Elternteil sich Extrazeit nur mit seinem eigenen Kind nimmt, um die ursprünglichem Beziehungen zu leben und zu genießen.
Das Schwierigste scheint für viele zu sein, die Beziehungen zu den Ex-Partnern, den leiblichen Eltern der Kinder weder mit Bissigkeiten noch mit Verboten zu begleiten, sondern mit Akzeptanz und Respekt. Jedes Kind hat das Recht, den abwesenden Elternteil, alle Großeltern und alle Verwandten ohne Ärger, Drohungen oder Manipulationen zu sehen und zu lieben. Als Erziehungswissenschaftlerin trete ich seit Jahrzehnten dafür ein, zumal dies in der UN-Kinderkonvention festgeschrieben wurde.
(Siehe mein Buch: „Ein Erziehungsalphabet: Von A bis Z – 80 pädagogische Begriffe“, E-Book 2013)