Ängste, Phobien und Panikattacken
Angst ist nicht zu definieren, nur zu beschreiben. Es ist ein körperlich empfundenes Erleben des Unbehagens, der Bedrohung, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt. Drei Formen sind zu unterscheiden, die jedoch ineinander übergehen können:
Es gibt die Realangst mit den natürlichen Reaktionen Panik, Flucht, Wut oder Aggressionen, wenn eine äußere Bedrohung oder Gefahr eintrifft: „Flight oder fight“, fliehen oder kämpfen! Ist dies nicht möglich (z.B. bei einem Autounfall), kann es zu eingefrorenen Gefühlen bis hin zu einem Trauma mit PTSB kommen.
Die Existenzangst ist eine Erfahrung des Menschen, der sich von der Naturverbundenheit gelöst und ein Bewusstsein seines eigenen Todes entwickelt hat. Aus dem „Schwindel der Freiheit“ (Kierkegard) resultiert die Existenzangst. Erklärungsbedürftig ist eigentlich, dass es angstfreie Menschen gibt. Unser aller Urangst und von jedem Menschen als Säugling erfahren ist die existenzielle „Angst vor dem Verlust“, denn jedes Baby erlebte, dass irgendwann einmal seine Mutter (für Minuten) nicht präsent war und bekam Todesangst. Die wiederholt sich völlig irreal z.B. bei späteren Liebesverlusten, wenn erwachsene Menschen das Gefühl bekommen: „Ich sterbe, wenn du nicht bei mir bleibst...“.
„Neurotische Angst“ entsteht im „Inneren“ aus unbewältigten Konflikten und nicht vollzogenen Entwicklungsschritten, wenn z.B. Kinder vernachlässigt, aber auch, wenn sie zu stark verwöhnt und geschont wurden, wenn ihre Eltern bereits hoch ängstlich oder psychisch krank waren (unter Zwängen, Süchten, Borderline-Persönlichkeitsstörungen litten). Sie kann z.B. entstehen aus Angst vor der Autonomie in Richtung Eigenständigkeit. Dies geschieht gehäuft bei (normalen, notwendigen) Entwicklungsübergängen wie beim Schuleintritt, in der Pubertät, im Jungerwachsenenalter, Berufseintritt oder-veränderung, bei der Heirat und Geburt eigener Kinder usw. Sie basiert oftmals auf großer Selbstunsicherheit und führt zum Anklammern an den Partner/in, an die eigenen Kinder, zu Phobien und Angsterkrankungen und beinhaltet oftmals massive „Trennungs-Aggressionen“.
Jede Angst hat eine Botschaft an Andere und neigt dazu sich auszuweiten, zu generalisieren und sich anderen aufzudrängen. Gibt man dem Vermeidungsverhalten (25x Hände waschen; Nicht-mehr-aus-dem-Haus-Gehen; Suchtmittel konsumieren usw.) nach, steigert sich die Angst.
Jede Krankheit, jede Persönlichkeitsstörung oder Psychose ist von Angst begleitet; steht diese im Vordergrund, nennen wir sie Angst- oder auch Herzneurose. Ist sie auf Objekte oder Situationen bezogen, heißen sie Klaustrophobie, Agoraphobie, Höhenangst, Zoophobie, soziale Angst, posttraumatische Belastungsstörung usw.
Panikattacken treten anfallartig auf mit der Angst zu sterben, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden. Einhergehen psychosomatische Empfindungen wie heftiges Herzrasen, Schwindel, Ohnmachtsgefühle usw.
Zitat: „Leben wir zu wenig, sind wir zu wenig lebendig, haben wir zu viel Angst vor den Komplikationen, die zum Leben gehören, dann kann sich das in einer Phobie ausdrücken,“ (Verena Kast, Psychoanalytikerin).
Es gibt keine Angst ohne Körperreaktionen! Angst führt immer zu Ver-Spannungen, wie z. B. bei schlichter Prüfungsangst: Zusammenziehen des Magens, des Darms, Rötung der Haut, Schweißproduktion, Verkrampfung der Schultern, Arme, Zittern der Knie, Schlafstörungen, Angstblockade im Gehirn, Amnesie des Gelernten....aber auch Gereiztheit, Wut, Leeregefühle, Niedergeschlagenheit mit all den einhergehenden Körpersensationen. Wir produzieren diese Angst selbst, indem wir lediglich an die Prüfungssituation in der Zukunft denken!
Da wir dazu neigen, unangenehme Gefühle zu verdrängen, bedarf es oftmals der Hilfe, Geduld und Kompetenz eines Therapeuten, um Mut zu entwickeln, sich ihnen zu stellen, sie „ins Visier“ zu nehmen, denn „einen Feind, den wir nicht sehen, können wir nicht bekämpfen“.