Zum Bundespräsidenten Christian Wulff: Dummheit muss bestraft werden!

Zum Bundespräsidenten Christian Wulff: Dummheit muss bestraft werden!

„Dummheit vor dem Feind muss bestraft werden!“ So eine Soldatenwahrheit. Denn Dummheit kann sich existenzbedrohend auswirken, das eigene oder auch fremde Leben und Karrieren vernichten.

Warum handelt ein Berufs-Politiker derart dumm und naiv? Wie kann er, der seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit steht, darauf hoffen, dass Kredite, Reisen, die Auswahl von Freunden und Mailboxgetöse nicht publik werden?

Was ist los mit unserem Bundespräsidenten?

In Hannover galt er als Langweiler ohne nennenswerte politische Visionen und Erfolge. Er war der Inbegriff des braven, gehemmten Schwiegermutter-Typs. Dieses Image wurde verstärkt durch seine erste Frau, die die Öffentlichkeit mied und dem zur Folge wenig Gesprächsstoff bot.

Doch dann kam die unvermeidbare Lebensmitte mit allen klassischen Ingredienzien: Eine neue, junge und fesche Frau, die ihn lebendiger werden ließ, die Glamour, elegante Kleidung und Fotos mit der B-, wenn nicht sogar der C-Prominenz liebt. Sie verkörpert seine bisher nicht gelebten Schattenseiten. Symbolisiert wird dies von dem leicht frivol wirkenden Schultertatoo.

So wie alle frisch Verliebten pushen sich beide narzisstisch in die Selbstidealisierung, welche gespeist ist von Allmachtsfantasien mit immer ausgeprägteren Blüten der Realitätsferne. Sie erscheinen wie weg gebeamt in die Welten des Geldes, auf die für dieses Paar erstrebenswerte Bühne von „Gala“ und „Bunte“. Zudem entstammen beide bescheidenen Verhältnissen, da bieten dann halbseidene Freunde Verlockungen der schönen Scheinwelten. Das Unechte, das Grelle, das Seichte wird goutiert. Auch gilt der Grundsatz: Je weltfremder, desto stärker die Fantasie, man hätte die Kontrolle über alles und jeden.

Nochmals die Frage: Wie kann jemand so dumm sein, dem Chefredakteur einer Zeitung etwas auf die Mailbox zu sprechen und anschließend davon auszugehen, dieser lösche das Geschimpfe dezent und schweigend? Da verletzt der Bundespräsident nicht nur unsere Pressefreiheit, sondern zeigt auch Züge von Selbstdemontage sowie eine tiefe Wut und Verachtung gegenüber den Journalisten. Natürlich, die Bild-Zeitung hat seine Schutzhülle der Selbstinszenierung zerstört. Doch anstatt traurig zu sein, was eine gesunde Reaktion wäre, wurde Herr Wulff wütend und unbeherrscht. Wie wir alle hat er die Tendenz, sich gegen seine Ängste so zu wehren, dass diese schlussendlich wahr werden.

Was spielen die Medien dabei für eine Rolle?
Die auf allen Seiten viel beschworene Transparenz hat immer etwas Zweischneidiges. Es geht um Offenlegung einerseits, doch auch um Entblößung andererseits. Die „Bild-Zeitung“ spielt sich in diesem Fall als Hüterin der Pressefreiheit auf, ist auf der Seite der Guten, Reinen und Gerechten. Die dunklen Seiten des Boulevard-Journalismus können somit gut ausgeblendet werden.

Und was haben beide Kontrahenten gemein?
Beide spalten in Gut und Böse, beide Seiten agieren nicht wirklich erwachsen. Der Bundespräsident, indem er nicht rechtzeitig zu seinem Verhalten stand und sich damit unbewusst anbot, als Projektionsfläche für uns alle und insbesondere für die „bösen“ Absichten des Boulevards herzuhalten.

Die Bild-Zeitung spaltet ebenfalls in Gut und Böse, so wie in ihrer täglichen Berichterstattung. Sie hat die glamouröse Seite der Wulffs mit inszeniert, um sie anschließend nun vom selbst gesattelten hohen Ross wieder herunter zu stürzen.